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Many thanks to @susurros Scott for this important essay in these times.
I have translated a few chapters into German
<Afropessimismus und palästinensische Befreiung: Ein Essay >
-Zusammenfassung: Dieser Artikel greift auf die Theorie des schwarzen Feminismus und des Afropessimismus zurück, um die palästinensischen Forderungen nach Befreiung zu untersuchen. Dabei wird der Zionismus als Projekt der Moderne dargestellt und seine Epistemologie anhand von Sylvia Wynters Formulierung des „Genres des Menschen“ bewertet. Anschließend wird die afropessimistische Erweiterung von Wynters Denken aufgegriffen, um die Ontologie des Menschlichen zu kritisieren. Da der Zionismus, ein modernes Unterfangen, sich selbst durch die Ausgrenzung der Palästinenser wahrnimmt, wird eine afropessimistische Lesart der palästinensischen Forderungen untersucht. Es wird argumentiert, dass die Befreiung der Palästinenser in der gegenwärtigen Wissens- und Seinsordnung unmöglich ist und das Ende des Menschlichen und dieser Welt fordert.
-Oberflächlich betrachtet finden Appelle an Gleichheit und Völkerrecht eine gewisse Resonanz. Sie sind ambitioniert und zugleich praktisch und passen in den aktuellen Diskurs über die faire und gerechte Organisation von Gesellschaften. Gleichzeitig werden solche Ansätze durch unhinterfragte Annahmen über die Ursprünge und Intentionen von Konstrukten wie Gleichheit und Völkerrecht sowie über die Möglichkeit, wahre oder absolute Gerechtigkeit im gegenwärtigen Weltparadigma zu erlangen, behindert. Dieser Aufsatz argumentiert, dass die gegenwärtigen ontologischen und epistemologischen Grundlagen des Menschseins in dieser Welt – auf denen Ansprüche auf Gleichheit oder Völkerrecht beruhen – die Verwirklichung der palästinensischen Befreiung behindern. Er geht davon aus, dass die palästinensische Freiheit die Schaffung neuer Welten erfordert und, statt Gleichheit gesetzlich zu verankern, die Abkehr von Konstrukten wie Modernität und dem Menschlichen.
Um seine Argumente zu untermauern, setzt dieser Artikel Fragen der palästinensischen Befreiung mit dem schwarzen feministischen Denken und dem Afropessimismus in Beziehung. Er zeigt zunächst, dass das zionistische Projekt fest in der Moderne und der Loyalität zum Weißsein verwurzelt ist. Anschließend stützt er sich auf die von schwarzen feministischen Theoretikerinnen, vor allem Sylvia Wynter, formulierte Kritik an der Moderne und gelangt zu einer Problematisierung des Menschen bzw. der gegenwärtigen Vorherrschaft des weißen, westlichen bürgerlichen Mannes. Der Afropessimismus erweitert Wynters Urteil über den Menschen um das Menschliche und zeigt, dass die Menschlichkeit selbst von der Ablehnung des Schwarzen abhängig ist. ...
-Zionismus und Moderne
Der Zionismus ist ein Projekt, das fest in der Moderne verwurzelt ist. Entstanden in Europa am Ende des 19.Jahrhunderts postulierte er als Lösung für den europäischen Antisemitismus die Gründung einer jüdischen Heimat anderswo auf der Welt. Wie Nadia Abu El-Haj argumentiert, übernahm der Zionismus den europäischen Rahmen des Siedlerkolonialismus und wurde als „Außenposten der europäischen Zivilisation, des Weißseins selbst“ konzipiert. [4] Muhannad Ayyash verdeutlicht diese Zusammenhänge:
Die koloniale Moderne ist die Entwicklung des modernen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens (Nationalstaat, Privateigentum, Individualismus, kapitalistische Arbeitsteilung, Völkerrecht usw.) im und durch das europäische Kolonialprojekt aus dem 15. Jahrhundert und danach, das durch Völkermord, Versklavung und Abschlachtung und Ausbeutung von Millionen kolonisierter Menschen gekennzeichnet ist.
Der Zionismus als moderne politische Ideologie ist ein Kind dieser kolonialen Moderne und wohl ihre deutlichste Ausprägung in unserer heutigen Welt. In den Fußstapfen anderer Kolonialprojekte war der Völkermord an den kolonisierten Palästinensern stets der einzige Weg, den der Zionismus hätte beschreiten können.
-Es dürfte nicht schwer sein, den Zionismus in diesem Bild der Moderne zu verorten und das vorherige Argument zu untermauern, dass es sich um ein durch und durch modernes Projekt handelt. Der Zionismus basiert auf der Erhebung eines bestimmten Menschentyps, des aschkenasischen Juden, zur hegemonialen Norm. Im Gegenzug schließt er nicht-aschkenasische Juden, darunter Mizrahim, Sephardim und äthiopische Juden, sowie indigene Palästinenser aus. Diese Ausgrenzung manifestiert sich in Form von gut dokumentierter Marginalisierung, Diskriminierung, ethnischer Säuberung, Besatzung, Apartheid und nun Völkermord. Die Konstruktion des palästinensischen Anderen als ein Wesen, das weniger wert ist als der Mensch, prägt letztlich das Selbstverständnis des Zionismus. Jake Romm beschreibt die epistemologischen Funktionen des zionistischen Siedlerkolonialismus, der die Schaffung und Anwendung von Gewalt gegen den Anderen notwendig macht:
-Palästinenser und die Menschheit
Es ist die aropessimistische Problematisierung des Menschlichen, die ich in die Diskussion über den palästinensischen Befreiungskampf einbeziehen möchte. Widersprüche dieser Argumentation finden sich im Zionismus, einer Bewegung, die die palästinensische Existenz und Menschlichkeit leugnet. 1969 erklärte die israelische Premierministerin Golda Meir dem britischen Journalisten Frank Giles: „So etwas wie Palästinenser gab es nicht … Es war nicht so, als ob es ein palästinensisches Volk gegeben hätte und wir gekommen wären, es vertrieben und ihm sein Land genommen hätten. Es existierte nicht.“ [30] Dieses Klischee wurde 2023 vom israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich wiederbelebt, der in einer Rede in Paris erklärte: „Wer war der erste palästinensische König? Welche Sprache haben die Palästinenser? Gab es jemals eine palästinensische Währung? Gibt es eine palästinensische Geschichte oder Kultur? Nichts. So etwas wie ein palästinensisches Volk gibt es nicht.“ [31] Während dieses Völkermords wurde eine entmenschlichende und vernichtende Rhetorik israelischer Politiker zur Norm. Dazu gehörten Forderungen nach einer zweiten Nakba, nach Maßnahmen gegen „menschliche Tiere“, nach der „Herbeiführung einer beispiellosen humanitären Katastrophe“ und nach dem Einsatz von Atomwaffen gegen Palästinenser, um „Gaza zu zerstören und dem Erdboden gleichzumachen“. [32] Die Charakterisierung der Palästinenser als Nicht-Menschen, die der Vernichtung würdig seien, ist seit langem ein zionistisches Klischee. Die folgende Tabelle enthält Beispiele für die Begriffe, die zionistische und israelische Politiker, Theoretiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur Beschreibung der Palästinenser verwenden.
- Entmenschlichende Begriffe, die von israelischen Führern verwendet werden, um Palästinenser zu beschreiben
unmenschlich hinterhältige Monster
blutrünstige Hunde jagende Wölfe
Vipern Abschaum von Schlangen
Tiere und Esel zweibeinige Bestien
Vampire Schweine
wilde Raubtiere Schwärme von Ratten
Affen Krokodile
Mücken Kakerlaken
Heuschrecken Würmer
Virus Krebs
-Befreiung
Wenn, wie dieses Argument nahelegt, der Zionismus ein Projekt der Moderne ist, und wenn die Moderne ein Projekt ist, das den weißen, westlichen, bürgerlichen Menschen verdinglicht, wenn der Mensch behauptet, menschlich zu sein, und das Wesen des Menschlichen die Ablehnung der Schwarzen ist, und wenn der Zionismus postuliert, dass die Palästinenser keine Menschen sind, wo bleiben dann Fragen der Befreiung? Wie in der Einleitung erwähnt, gibt es viele Formeln und Ansätze zur Frage der palästinensischen Befreiung. Die überzeugendsten beziehen sich auf Forderungen nach Gleichberechtigung und der Anwendung des Völkerrechts.
Das Problem solcher Ansätze besteht darin, dass sie ignorieren, dass Gleichheit, Rechte, Recht und Völkerrecht durch und durch moderne Konzepte eurozentrischen Ursprungs sind und aus den Bastionen der Moderne heraus formuliert. In solchen Konzepten stecken daher latente Annahmen der Moderne – wie die „Genre des Menschen“, das Massenprojekt der Ausgrenzung und die Anti-Schwarzheit des Menschen. Die Formulierung von Gleichheit basiert somit auf Ungleichheit, das Recht auf seiner selektiven Anwendung und die internationale Ordnung auf der Aufrechterhaltung westlicher Hegemonie."
in english below
https://fallingintoincandescence.com/2025/05/18/afropessimism-and-palestinian-liberation-an-essay/